"Die Energie bürgernah beleuchten"
Kirchheim (kry) - „Eine Einweihung ist zwar nicht mehr modern“, sagt der Geschäftsführer vom Energie Team Süd, Felix Denzinger, aber er sieht es als guten Geist, die Räume in dieser Form den Kirchheimern zu präsentieren. Die Gebäude an der Paradiesstraße werden zurzeit noch saniert. Rund eine Million Euro haben die Betreiber in das Zentrum investiert. „Alles wird erneuert, das Dach, Gas- und Wasserleitungen und die Fenster“, erklärte Felix Denzinger. Als größtes Anliegen sieht er, dass die Energiewende nicht nur vorangebracht wird, sondern auch bürgernah erklärt wird. „Wir wollen für die Menschen das Thema Energie von allen Seiten beleuchten.
Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen/Bündnis 90 hat es nicht weit von seinem Kreisbüro zum Energiezentrum. Die örtliche Nähe kommt Schwarz entgegen: „Gemeinsam bringen wir die Energiewende voran, bauen erneuerbare Energie aus und schützen damit die Umwelt.“ Er sieht als größtes Ausbaupotenzial die Windkraft und Photovoltaikanlagen. Andreas Schwarz bekräftigt: „120 neue Windkraftanlagen gingen 2016 ans Netz, doppelt so viel, wie im Jahr zuvor.“ Er mahnt zum Handeln: „Wenn wir jetzt nicht mutig voranschreiten, wird uns der Klimawandel treffen.“ In seiner Rede erinnert der Landtagsabgeordnete auch an die Vereinbarung der Weltgemeinschaft: „Die Erderwärmung soll deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden.“ Positiv sieht Andreas Schwarz die Energiewende bei der Beschäftigung in Baden-Württemberg.
Ein wichtiger Schritt sei getan, so Andreas Schwarz, das Land stellt rund 40 Millionen Euro für die Förderung der Elektromobilität zur Verfügung. Andreas Kenner, SPD-Abgeordneter und Gemeinderat im Kirchheim sieht die Investition in das Energiezentrum als gut angelegtes Geld. Für ihn ist die Zusammenarbeit bei der Energiewende wichtig: „Die Teckwerke und die Stadtwerke arbeiten nicht gegeneinander.“ Sorgen bereitet dem Kommunalpolitiker der demografische Wandel. „Nur zwei Prozent aller Wohnungen in Baden-Württemberg sind altersgerecht. Da bringt die tollste Energieeinsparung nichts – beispielsweise bei Heizungen – wenn ältere Menschen nicht mehr in der eigenen Wohnung baden können.“ Der Kirchheimer Gemeinderat blickt aber hoffnungsvoll in die Zukunft: „Das Energiezentrum wird eine Erfolgsgeschichte für die Stadt an der Teck.“
Bei der Energiewende setzt Andreas Kenner vor allem auf bürgernähe und bezahlbare Preise. „Die Bürger müssen einbezogen und mitgenommen werden.“ Er freut sich, dass Kunden nun im eingeweihten Energiezentrum Beratung und Information aus erster Hand bekommen und vermutet: „Da kommt es zu guten Synergieeffekten.“ Felix Schäfer ist Vorsitzender der Bürgerwerke und setzt auf die dezentrale Energie. Als Beispiel nennt er die Solaranlagen auf dem Dach. „Da kann sich jeder Bürger an der Energiewende beteiligen.“ In den Mittelpunkt stellt er die Frage, wie man mit den Gebäuden in Zukunft umgeht. Er teilt den Besuchern der Einweihungsfeier mit, dass mittlerweile 12 000 Energiebürgern in der Genossenschaft sind. „Mit über 70 Energiegenossenschaften sind wir die größte in Deutschland, vermutlich sogar weltweit.“
Einen besonders effektiven Aspekt vermutet Schäfer in der Mobilität. „Die Deutschen lieben Autos“, weiß er und dort kann mit erneuerbarer Energie rund 50 Prozent des Verbrauchs eingespart werden. Er hofft auf eine große Verbreitung in den nächsten Jahren und ist überzeugt: „Nur gemeinsam kann die Energiewende erreicht werden.“ In verschiedenen Fachvorträgen konnten sich die Besucher der Zentrumeinweihung informieren. Da stellte Bernd Söllner vom gleichnamigen Ingenieurbüro die energetische Sanierung vor und Professor Dr. Pedro da Silva stellte die Frage, ob 100 Prozent erneuerbare Energie möglich sind. Mit Makroaufnahmen schaffte Valentin Gutekunst detailreiche Einblicke in die Natur. Nebst den Informationen in Fachvorträgen bekamen die Besucher aber auch die Möglichkeit, Probefahrten mit Elektromobilen machen. Das Elektroauto Zoe stand dafür bereit. Viel Interesse unter den Besuchern fand auch der Tesla, ebenfalls ein Elektroauto.
Massgeblich an der Sanierung der Gebäude des Energiezentrums war Andreas Fürst mit seiner Dachbaufirma beteiligt. "Es ging darum, die Dachform so gut wie möglich zu erhalten. Der KFW-Haus 70-Standard wurde erreicht", berichtet der Dachbauer. Die Arbeiten waren sehr ambitioniert, wie Fürst erklärte. "Das Haus wurde mit dem Blower-Door-Test auf Leckagen geprüft und dabei unter Druck gesetzt." Damit wurde kontrolliert, ob die Luftdichtigkeitsebene des Gebäudes die entsprechenden Vorgaben erfüllt. Andreas Fürst freut sich über das neue Energiezentrum in Kirchheim: "Umweltgerechtes Bauen wird immer mehr zum Standard. Die zentrale Energiegewinnung durch fossile Brennstoffe wird die Atomkraft vollends ablösen." Auch die Bevölkerung ist begeistert. "Jetzt gibt es eine Anlaufstelle, wenn es Fragen zur Energie gibt", freut sich eine Anwohnerin.