Langes Leben durch Großzügigkeit?
Forscher des Max-Planck-Instituts Rostock und die University of California (USA) haben ihre Studie in der Fachzeitschrift PNAS - Proceedings of the National Academy of Science - veröffentlicht. Fanny Kluge und Tobias Vogt vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung haben Daten aus 34 Ländern auf allen Kontinenten zusammengetragen und analysiert. Sie fanden heraus, dass es einen immensen Zusammenhang der durchschnittlichen Länge des Lebens und der Großzügigkeit des Menschen gibt. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um staatliche Zuwendungen handelt oder um familiäre. Die Studie sagt klar aus: Wer wenig teilt, stirbt früher.
„Neu an unserer Studie ist, dass wir zum ersten Mal Transferleistungen von Staat und Familie zusammengefasst und ihren Effekt ausgewertet haben. Für alle Länder werden staatliche und private Transferleistungen, die jeder Einzelne über seine Lebenszeit erhält und gibt, aufsummiert und ins Verhältnis zum Lebenseinkommen gesetzt, sagt Fanny Kluge. Die Wissenschaftler verwendeten Daten aus den Ländern, die vom Projekt "National Transfer Accounts" zusammengestellt wurden. Dazu gehören unter anderem Afrika, Japan, Frankreich, China und die Türkei. „Besonders interessant finde ich, dass die beschriebene Beziehung zwischen Großzügigkeit und Lebensdauer nicht davon abhängt, ob die Zuwendungen vom Staat oder aus dem familiären Umfeld kommen“, sagt Fanny Kluge.
Ein Beispiel: Länder in Subsahara-Afrika wie beispielsweise Senegal wird nur ein geringer Anteil des Einkommens geteilt beziehungsweise umverteilt. Obwohl dieser Teil Afrikas wirtschaftlich gut dasteht. Die Sterblichkeitsrate ist gegenüber westeuropäischen Ländern tatsächlich höher. Das liegt daran, dass Westeuropäer von ihrem Einkommen mehr abgeben und somit länger leben. In den Ländern Japan und Frankreich gibt es die niedrigste Sterblichkeitsrate aller untersuchten Länder. Ein Mensch teilt dort durchschnittlich etwa 69 Prozent seines Lebenszeiteinkommens mit anderen. Wird ein Mensch 65 Jahre alt und älter ist das Risiko nur halb so groß im Jahr darauf zu sterben als in China und in der Türkei.
In der Türkei wie in China werden nur etwa 48 Prozent des sogenannten Lebenszeiteinkommens umverteilt. In Westeuropa und in Japan geben die Menschen auch viel an die Jüngsten und die Ältesten Menschen ab. In den Südamerikanischen Ländern ist die Sterblichkeitsrate auch niedrig, da dort die Transferleistungen hoch sind. Die Menschen teilen dort mehr als sechsig Prozent Ihres Lebenszeiteinkommens mit anderen Menschen. Somit ist belegt: Geben und Nehmen steigert das Wohlbefinden und damit sind nicht nur Transferleistungen gemeint. Egal, ob das Geld vom Staat kommt oder von der Familie.