Das Brot!
Und bereits vor tausend Jahren galt es schon als sehr gefährlich für die Herrschenden, den Brotpreis zu erhöhen. Noch heute, wenn dies beispielsweise in Ägypten oder Frankreich versucht wird, drohen große Demonstrationen und Revolten. In Deutschland wäre so was zwar nicht zu erwarten, da wir allgemein ja als ein Volk gelten, das eher mal ein Bier oder zwei trinkt, bevor es darüber nachdenkt, revolutionär zu werden. Und wenn dann noch ein drittes hinzukommt, ist die Wut über hohe Preise meist schon wieder verflogen. Mag vielleicht auch daran liegen, dass es hierzulande die meisten Brotsorten der Welt gibt. Geschätzt über dreihundert. Manche davon sind wirklich einzigartig, sensationell, ein einziger Gaumengenuss.
Die deutschen Brotsorten werde auch heute noch oft nach jahrhundertealten Rezepten hergestellt. Weizen, Roggen und das beliebte In- Korn Dinkel sind dabei am häufigsten vertreten. Ob wie neuerdings auch immer öfters mit Biogetreide, auch wenn das Nachbarfeld genmanipuliert wurde, ob glutenfrei oder mit discountermäßiger Backstraßenfertigung und soviel künstlichen Zusatzstoffen wie Haltbarkeitstagen, egal, wir Deutschen lieben unser Brot, konsumieren es tonnenweise als Unterlagen für Wurst, Käse oder Schokocremes. Wobei erst in den letzten Jahren das Brot eine Wandlung vom reinen Grundnahrungs- hin zum Genussmittel vollzogen hat. Das war allerdings bei unseren Nachbarn, den Franzosen, schon immer so. Viele bei uns glauben jedoch immer noch, außer Baguette und Marie Antoinettes ( angeblich gemachter) Spruch zum Brot, gebe es da nicht viel zu wissen, über die Brotkunst der Franzosen.
Doch die Wahrheit ist, sie sind wahre Meister des Brotbackens. Dazu kommt, dass ihre französischen Mehlsorten durch ihre im Durchschnitt wärmeren Anbaugebiete mit einem höheren Proteingehalt ausgestattet sind, wodurch elastischere, weichere Teige entstehen, besonders die Vorteige. Diese wiederum verleihen mit einer bestimmten Reifezeit und gelegentlichen Kräuterbeimischungen dem Hauptteig eine ganz besondere Note, die sich in einem nach längst vergangenen Zeiten duftenden Geschmack und einer sehr markanten, lockeren Porung manifestiert. Ein ganz besonderes Meisterstück französischer Backkunst ist das berühmte CAMPAILLOU BROT. Eine Kruste, so knusprig, das sich einem die Armhärchen aufrichten, wenn man es anschneidet. Ein Duft, der noch Tage nach dem Anschnitt einem schier die Sinne raubt, mit seiner Mischung aus Karamell, Frische, Herbheit, Ursprünglichkeit und dem Duft von gesunden Wiesenfeldern. Einfach ein Brot wie aus der guten alten Zeit.
Selbst, wenn man die Brotscheiben des Campaillou Brots einfriert und im gefrorenen Zustand Tage später wieder aus dem Gerfrierfach holt, riechen diese Brotscheiben nach der guten alten Zeit, als unsere Omas uns noch die Brote schnitten, mit Butter oder Quark und selbstgemachter Aprikosenmarmelade bestrichen und wir uns wie im Paradies fühlen durften. Dass man aus Weizen, Roggen, Hefe, ein paar Gewürzen und etwas Salz so ein Meisterwerk im Holzkohleofen zaubern kann, dafür allein gebührt den Franzosen unser ewiger Dank. Und falls wir widererwartend gegen unsere französischen Freunde und Nachbarn bei der Fußball-EM verlieren sollten, so schmiere ich mir einfach eine Scheibe Campaillou Brot mit etwas Butter und frischem Schnittlauch, dazu ein kühles deutsches Bier, und find das Leben trotzdem wunderbar. P.S: Campaillou in Berlin bei Brot& Butter in der Hardenbergstrasse, Charlottenburg, zu kaufen. Dieu merci