Peter Pan fliegt durch die Berliner Komische Oper

Verfasst von: Dipl. Päd. u. Theaterpädagogin Selena Plaßmann
Peter Pan im Landeanflug
Peter Pan im Landeanflug  Bild: Selena Plaßmann
„Als das erste Baby geboren wurde und lachte flog sein Gelächter in den Himmel.“ Aus der Feder von James Matthew Barrie ist „Neverland“ entstanden. Das Eiland von Peter Pan mit ehrbaren Elfen, verlorenen Jungs, Tieren, Piraten, Segelschiffen und einer besonderen Fauna. Der Autor, der seine Inspiration aus eigenen Lebensumständen und den magischen Welten Schottlands schöpfte, vermachte sein Meisterwerk einem Kinderhospital. Peter Pan gehört zu den berühmtesten Figuren der Jugendliteratur.

„Als ich in der Schule hörte, was ich später einmal werden soll, bin ich weggelaufen zu den Feen“. Ein unsterblicher Junge, der sich weigert, nach den Direktiven der Erwachsenenwelt zu leben. In „Neverland“ erlebt er mit seiner Fee Glöckchen phantastische Abenteuer. 1904, als sich die Epoche des Jugendstils ihrem Ende näherte, wurde das Bühnenwerk in London uraufgeführt. In einer Mischung aus Realität und Fiktion inszenierte Keith Warner Peter Pan (2013) als Kinderoper, die in der Komischen Oper Berlin als abstrakter Theaterrealismus gefeiert wird. Zur Saisoneröffnung (Spielzeitfest) wurden die Besucher auf die Fährte von „Neverland“ gelockt. „Die zweite links und von dort geradeaus ins Morgenlicht..."

Opern-Sé­pa­rée (Bild: Selena Plaßmann)

In der Maskenabteilung verwandelten sich die kleinen Gäste in Figuren des Märchen-Klassikers und in der Kostümabteilung bastelten sie Schattenfiguren, die auf der Probebühne inszeniert wurden. Unter der Regie des Chordirektors David Cavelius fanden im Gewölbekeller Gruselkonzerte statt. Für die Erwachsenen boten Führungen hinter die Kulissen des schönen Opernhauses interessante Einblicke. Besonders der unter Denkmalschutz stehende neobarocke Zuschauerraum mit seinen Spiegeln, Karyatiden und fröhlichen Cherubinen,Trollen und Nixen (Stuckputten) entzückte die Besucher. In dem Roman „Oper der Phantome“ wurden von dem Autor V. K. Ludewig architektonische Besonderheiten des Opernhauses hervorgehoben und in eine phantastische Geschichte verwoben. Eine Geheimorganisation findet heraus, dass sich in der Komischen Oper Berlin bald ein Portal in eine andere Dimension öffnen wird. „Neverland“; herausragende Gesangssolisten, phantastische Kostüm- und Bühnenbilder und virtuose Flugszenen trugen das Publikum in eine andere Dimension.

Oper-Phantom (Bild: Selena Plaßmann)

Es ist eine hintergründige Parodie, in der die Macht der Fantasie selbst unter engen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen amüsante Wendungen mit sich bringt. Peter Pan wurde von dem amerikanischen Countertenor Eric Jurenas verkörpert. Da Peter Pan jedoch ein Junge ist und Kinder ein natürlicheres Bewegungsspiel als Erwachsene haben, wirkte sein Gebaren ambivalent. Es war illusorisch, sich mit ihm als jugendlichem Helden identifizieren zu wollen. Trotzdem gelang es „Peter Pan“, seine Freundin Wendy aus der Gewalt der Piraten zu befreien und nicht nur die Geschwister zurück in die rationale Wirklichkeitsebene zu bringen, sondern viele flüchtende Kinder, die ebenfalls bei der Familie Darling ein Zuhause fanden. Bei der Kinderoper-Premiere am 6.11.2016 wurden die Erwachsenen, die ihre Träume in ihren Schultüten vergraben glaubten, durch die Euphorie der kleineren Publikumsgäste angesteckt und in die unsterbliche Welt von Peter Pan entführt.

Tick-Tack das Krokodil (Bild: Selena Plaßmann)

Das Libretto der Kinderoper Peter Pan wurde von der Poetin Lavinia Greenlaw geschrieben und von dem in Cornwall geborenen Komponisten Richard Ayres pointiert auf die Dramaturgie der Erzählung von J. M. Barrie vertont. Die Oper in zwei Akten ist auch als Hörspiel erhältlich. Filmtipp: „Finding Neverland“ (Wenn Träume fliegen lernen) von dem Regisseur Marc Forster gibt Einblicke in die Lebenszusammenhänge des schottischen Schriftstellers und die Entstehungsgeschichte von „Neverland". Johnny Depp spielt charmant und einfühlsam den Theaterautor, der mit Peter Pan seine berühmteste literarische Figur erfand. Der Film spielte circa 115 Millionen Dollar ein und wurde mit einem Oscar für die beste Filmmusik ausgezeichnet. Laut einem englischen Gesetz, muss auch nach Ablauf des Urheberrechtes an Peter Pan ein Gewinnanteil der Stiftung für das Londoner Kinderhospital zufallen.

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