Der gestiefelte Kater zieht auf dem Pfefferberg
Die ausverkauften Märchenvorstellungen im Monbijoupark am Ufer der Spree ermöglichten ein subventionsfreies Theater. Auf Text-Grundlagen von Moliere, Shakespeare, Goldoni und der Gebrüder Grimm führte die Schauspiel-Truppe ihre Inszenierungen auf. Im Sommer fanden die Aufführungen unter freien Himmel statt. Im Winter in den Märchenhütten, die nach den Gebrüdern Grimm, Jacob und Wilhelm benannt wurden. Ihr Glaube an die innere Einigkeit der Gegensätze, die sich in der Poesie über alle Unterschiede hinweg offenbart, sowie ihre leidenschaftliche Suche, verewigt in ihrer Pionierarbeit am deutschen Wörterbuch, hat aufgezeigt, wie durch Sprache Teilung überwunden werden kann. In den Figuren erfahren die Gefühle und Gedanken der Protagonisten Verdichtung. So ist auch der gestiefelte Kater kein Alltäglicher.
Er kann sprechen. Allerdings redet er nur, wenn es darauf ankommt. Erich Kästner hat die Geschichte vom gestiefelten Kater, die mutmaßlich italienische Wurzeln hat, humorvoll nacherzählt. Zu seinen „Katerideen“ erwiderte der gewitzte Kater nur stolz „Natürlich, sie sind ja auch von mir!“ Den gestiefelten Kater des Hexenhoftheaters kitzelte die Abenteuerlust „Wir wollen weg von hier - irgendwohin, wo man uns nicht kennt“ die Reise ging auf den Pfefferberg. Dort, wo 1841 der bayrische Braumeister Joseph Pfeffer vor den Toren Berlins auf den Ausläufern des Höhenzugs Barnim den Grundstein für die Brauerei- Pfefferberg legte, gründete Jan Zimmermann im letzten Jahr mit einigen seiner Ensemblemitglieder das Märchenberg-Theater. In einem feinen rot bestuhlten Saal mit Gemälden der kostümierten Akteure ist eine weitere kontinuierliche Spielstätte entstanden. Dafür bedankten sich die Akteure bei ihrem Publikum mit einem phantastischen Märchenfest.
Abends werden Geschichten für Erwachsene gespielt, die zusammen mit dem Publikum verführerisch weiterentwickelt werden. In der Szene, in der der gestiefelte Kater den angeblichen Grafen nackt in einem See baden lässt, damit der König auf ihn aufmerksam wird und einlädt, in seiner Kutsche mitzufahren, wird erwartungsvoll ein Gast aufgefordert, das szenische Spiel zu beeinflussen. „Können Sie Kutsche fahren und dabei flirten, Herr Graf?" Der auserwählte Besucher darf sich im Märchenberg-Theater bei seinen Aktionen der Unterstützung durch das Publikums sicher sein. Um den Abend auf dem Pfefferberg genüsslich ausklingen zu lassen, bieten die Pfefferbräu-Gaststätte mit Hofgarten ein einzigartiges Hausbier, oder das spanische Fünf-Sterne-Restaurant El Torro kulinarische Gaumenfreuden (gusto y pasión). Eine ungewöhnliche Herberge; das Pfefferbett-Hostel, mit modernem Interieur, Romantik- und kulturellen Arrangements inspiriert zu einem längeren Berlin-Aufenthalt im beliebten Szeneviertel Prenzlauer Berg.
Auch auf der Leinwand sind Märchen mit Top-Einschaltquoten im Trend. In Frankreich hat der Regisseur Pascal Herold mit Jérôme Deschamps, dem Direktor der Opera Comique „die wahre Geschichte“ des gestiefelten Katers in 3D animiert. Wieder steht der außergewöhnliche Kater im Rampenlicht und personifiziert den Überlebenswillen seines Herrn "Graf“ Peter. Es braucht viele Katerideen, um diesen davon zu überzeugen, dass die Tanz-verrückte Königstochter, mit der sich "Graf" Peter eine Liebesbeziehung erträumt, ihm zugeneigt ist. Obgleich ihr sein Trug-Szenarium widerstrebt ist sie gleichsam fasziniert von diesem amourösen Duell. Der Kater verführt, allen Widrigkeiten zum Trotz, die Protagonisten weiter um ihre Träume zu kämpfen und muss sich dafür fast das Fell über die Ohren ziehen lassen. Die heilige Hochzeit der Liebenden fand statt, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.