Besuch einer Ausstellung im Kunsthaus Kannen, Münster-Amelsbüren
Das Kunsthaus Kannen, Teil des Klinikkomplexes der Alexianer Münster GmbH, stellt eine einzigartige Plattform für die kreative Entfaltung von Langzeitpatienten dar. Die aktuelle Ausstellung, die bis zum 24. September 2023 läuft, trägt den Titel "Wenn das Motiv dich nicht mehr loslässt... Reihung und Rhythmus in Bild und Keramik". Künstler wie Paul Berger, Klaus Mücke, Helmut Licznierski und Wolfgang Brandl präsentieren hier Werke, die sich mit dem Konzept der Wiederholung auseinandersetzen. Was diese Ausstellung besonders beachtenswert macht, ist die Tatsache, dass die Künstler allesamt Langzeitpatienten sind.
Sie finden in der kreativen Arbeit eine Möglichkeit, ihre persönlichen Ausdrucksformen zu finden und gleichzeitig einen bedeutungsvollen Beitrag zur Kunstszene zu leisten. Begleitet von einfühlsamen Kunstlehrerinnen und Kunstlehrer nutzen sie das großzügig eingerichtete Atelier, das wie eine Oase mitten in der Natur wirkt. Die Verbindung zwischen kreativer Entfaltung und einer Umgebung, die den Aufenthalt lebenswert macht, ist hier deutlich spürbar. Unser Tag als ständige Tagesgäste der Tagespflege Münster-Amelsbüren begann mit der Fahrt zum Kunsthaus Kannen, begleitet von weiteren Tagesgästen und zwei sympathischen Betreuerinnen der Einrichtung.
Die Ausstellung faszinierte uns alle, da wir die Ideen und Geschichten hinter den Kunstwerken entdecken konnten. Besonders beeindruckend war die Art und Weise, wie die Künstler die Kraft der Wiederholung nutzten, um einzigartige Ausdrucksformen zu schaffen. Paul Bergers farbenfrohe Häuser, Klaus Mückes unverwechselbare "Frau Blume", Wolfgang Brandls vielseitige Tierdarstellungen und Helmut Licznierskis beeindruckende Tonwerke - all diese Werke sprachen von Wiederholung und Variation. Sie erinnerten uns daran, wie Rhythmen im Leben eine Rolle spielen, von den täglichen Abläufen bis zu den tieferen Mustern der Kreativität. Unser Tag im Kunsthaus Kannen öffnete uns die Tür zu einer Welt der Wiederholung und Variation, der Rhythmen und der einzigartigen Ausdrucksformen.
Wir verließen die Ausstellung nicht nur mit neuen Eindrücken, sondern auch mit einer gestärkten Überzeugung, dass Kunst ein mächtiges Werkzeug sein kann, um Verbindungen zu schaffen und Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern. Auch wir wurden von dem Kunsthaus Kannen und der Ausstellung derartig inspiriert, sodass der Wunsch entstand, neben den von der Einrichtung Tagespflege angebotenen Unterhaltungsprogrammen wie Musik, gemeinsamem Singen, kognitiven Übungen wie Rätseln und körperlichen Ertüchtigungen auch Malen und Basteln in unser Repertoire aufzunehmen. Die Idee, ein Kunstatelier zu schaffen, erhielt neuen Schwung, und wir erkennen nun noch deutlicher, wie kreativer Ausdruck ein Fenster zu Freude, Verbindung und persönlicher Entfaltung sein kann.
Die Bilder sagen, wofür Worte fehlen
Im Kunsthaus Kannen, einer Kulturinstitution der Alexianer Münster GmbH mit Fokus auf zeitgenössischer Kunst und Psychiatrie, vermitteln Bilder das Unsagbare. Inspiriert von einer historischen Sammlung, die Kunsthistoriker Hans Prinzhorn bereits vor einem Jahrhundert begann, zeigen ausgewählte Werke, wie Kunst Ausdruck für innere Empfindungen sein kann. Psychotherapeut Georg Franzen, Leiter des Instituts für Kunstpsychologie in Celle betont, dass kreativer Ausdruck, gerade in der psychiatrischen Behandlung, heilsam wirkt. Durch künstlerische Darstellung können Patienten Gedanken visualisieren, die sich schwer in Worte fassen lassen. Diese Kunstwerke eröffnen Dialoge zwischen Therapeuten und Patienten, fördern Konzentration, emotionale Kompetenz und Selbstwertgefühl.