TERROR INCOGNITUS - Vieles wissen wir nicht, viel ist verborgen
Ab 31.1.2016 präsentiert das Reiss-Engelhorn-Museum im ZEPHYR-Raum der Fotografie Arbeiten des britischen Künstlers und Fotografen Edmund Clark. Die Schau zeigt 70 Arbeiten, darunter Fotografien, Dokumente, Videos und Rauminstallationen. Die Ausstellung trägt den Titel TERROR INCOGNITUS. Die Arbeiten sind das Ergebnis penibler Recherche zusammen mit seinem Kollegen Crofton Black. Edmund Black war an den Brennpunkten des Terrors und des "War on Terror". Er war der erste Künstler, der vor Ort in Guantánamo recherchierte, er berichtete vom "Control Order House" im Vereinigten Königreich und von einem Militärcamp in Afghanistan.
Das Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim zeigt in der Ausstellung erstmalig Clarks neuste Arbeit. Mit "Negative Publicity Artefacts of Extraordinary Rendition" befasst er sich mit dem System illegaler Entführungen von Terrorverdächtigen. Das steht hinter der Aussage, dass wir vieles nicht wissen, vieles immer noch verborgen ist und das vieles in unserem Namen geschieht. Es geht um eigenen Terror im Umgang mit dem Terror. Es sind einige Fälle bekannt geworden, bei denen der US-Geheimdienst CIA ohne legale Erlaubnis Terrorverdächtige entführt und in geheime illegale Foltercamps ( "Black Sites" ) verbracht hat. Diese waren in Rumänien, Litauen, Syrien, Libyen und Guantanamo bis Mitte der 2000er Jahre aktiv. Eine schlimmer Vorgang, über den so gut wie nichts an die Öffentlichkeit gelangte.
In der Ausstellung sind fast keine Bilder von Menschen zu sehen. Anders beim Ausstellungs-Sektor "Body Politic". Hier befasst sich Clark mit dem menschlichen Körper. Denn hinter jeder leinwand, jedem Dokument, jeder Reise, jedem provisorischen Gefängnis als Teil der War on Terror steckt ein menschlicher Körper, der gefoltert und getötet wird. Abgebildet werden ein Untersuchungsbericht des Geheimdienstausschusses des US-Senats über Foltermethoden und ein Sonderbericht des CIA-Generalinspektors über Ant-Terror-Inhaftierungs- und Verhöraktivitäten. 680 Seiten teils geschwärzter Akten, die die Unzahl von Menschenrechtsverletzungen während der Verhöre, der Inhaftierung und der Folterungen darstellen. Über diese Akten wird in Video-Form ein Gitternetz der Protagonisten des War on Terror eingespielt. Es geht um die in dieser Phase der Geschichte verantwortlichen Politiker und um von der "extraordinary rendition" betroffene Menschen.
Behandelt wird auch der Vorgang um Khaled el-Masri, einem deutschen Staatsbürger, der im Januar 2004 von mazedonischen Sicherheitsbeamten 23 Tage in einem Hotel in Skopje inhaftiert war, der anschließend der CIA übergeben und nach Afghanistan verbracht wurde. Erst nach monatelanger Haft gab der CIA zu, dass seine Festnahme ein Fehler war. Er wurde allein auf einer Straße in Albanien ausgesetzt, dort von einer Grenzpatrouille aufgegriffen und nach Deutschland zurückgeflogen. In der Ausstellung ist das Hotelzimmer zu sehen, in dem Khaled el Masri festgehalten wurde. Clark hat auch das Haus gefunden, in dem Überführungspiloten gelebt haben. Umschlagsflughafen war übrigens Frankfurt. Die Ausstellung im REM geht vom 31.1. bis 29,5,2016.