Mythos Titanic - echte Funde, wahre Schicksale
Erinnern Sie sich noch? 1994 mitten in der Nacht bricht an der estnischen Fähre Estonia die Bugklappe ab. Innerhalb von nur 20 Minuten versank die Fähre und riss 852 Menschen in den Tod. Geht es aber um die größte Zahl der Opfer, gibt es einen anderen traurigen Spitzenreiter: Nach Explosionen und Feuer starben 1987 auf der philippinischen Fähre Dona Paz 4386 Menschen. Die Titanic nimmt in dieser Rangliste Platz 4 ein. 1502 Tote bei 700 Überlebenden ist die Bilanz. Das Besondere am Unglück der Titanic ist die Mythenbildung, die sofort nach dem Untergang begann. Bei keinem anderen Schiffsunglück entstanden vergleichbare Legenden und Geschichten.
"Nicht einmal Gott könnte dieses Schiff versenken," soll ein Steward gesagt haben. So ist es von einem Überlebenden überliefert. Die Titanic galt als Triumph über die Natur. Mit dem Untergang der "unsinkbaren" Titanic war auch das Ende einer technikgläubigen Zeit eingeläutet. Die Natur blieb erneut der Gewinner. Die Jungfernreise im April 1912 war auch ein Spiegelbild der damaligen Gesellschaft. Hunderttausende Auswanderer wagten den Schritt in ein neues Leben. Sie wollten in den USA einen Neustart wagen. Mit einem bescheidenen Komfort waren sie in den Kabinen der dritten Klasse untergebracht. Die Upper Class suchte luxuriöse Zerstreuung in den Kabinen und Decks der ersten Klasse. Für sie war es eine Ausflugsreise. Größer, schneller und schöner, das wäre nach heutigen Kriterien der Werbeslogan für die Titanic gewesen.
269 Meter lang mit 45.000 Bruttoregistertonnen, das waren bis 1912 in der Schifffahrt unerreichte Werte. Das schien der Einstieg in eine glorreiche neue Phase der Schifffahrt zu sein. Und dann das Unfassbare: Am 14.April 1912 um 2:18 Uhr sinkt die Titanic. Ein Eisberg hat sie vor Neufundland in 2 Teile zerbrochen. Die Titanic wehrte sich, genau 2 Stunden und 42 Minuten dauerte der Kampf. Dann verschwand sie von der Oberfläche. Ist es Legende oder Teil des Mythos, dass Reisende in der Upper Class weiter feierten, während in den Kabinen der dritten Klasse der nackte Kampf ums Überleben stattfand? Die verhältnismäßig lange Zeit des Sinkvorgangs bietet Raum für Geschichten und Schnulzen. Cameron hat das in seiner Titanic-Schnulze clever genutzt.
Das Historische Museum in Speyer zeigt bis 28.6.2015 mehr als 250 Original-Exponate, wie persönliche Gegenstände der Passagiere, Teile der Ausstattung und des Schiffes. Sie stammen aus den Tauchfahrten zum Wrack der Titanic. 1985 entdeckte Robert Ballard die Titanic in 3800 Meter auf dem Meeresgrund. Bug und Heck 600 Meter voneinander getrennt, umgeben von einem Trümmerfeld der Schiffsausstattung und persönlicher Habseligkeiten.Mehr als 5500 Objekte sind seit 1985 an die Oberfläche geholt worden. Zentrale Inhalte der Ausstellung sind die Konstruktion des Schiffes, seine Ausstattung, die Klassenunterschiede der Passagiere und natürlich auch die Geschehnisse der Schicksalsnacht, Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung sind die Biografien der deutschen Passagiere, so dem Ehepaar Strauß aus Otterberg.