Corona - wie schnell sich alles ändern kann
Da ist zunächst die familiäre Situation, die man anschauen kann. Die meisten Familien mit Kindern haben während der Schulschliessungen sicherlich die Arbeit des Lehrpersonals schätzen gelernt. Sobald die Kids die Schule nun wieder besuchen dürfen, auch, wenn teilweise nur eingeschränkt, wird sich zwar die Situation zu Hause entspannen, aber wird der Schulbesuch so sein, wie vorher? Ich bin überzeugt, dass die Schulleitungen und die Gemeinden in erster Linie dafür Sorge tragen, dass das Lehrpersonal und die Schüler geschützt sind. Das bedeutet natürlich eine persönliche Einschränkung. Jedes Kind wird lernen, anders mit seinen Mitschülern umgehen zu müssen. Unbeschwert auf dem Schulhof bolzen oder auch miteinander raufen, wird nicht mehr möglich sein.
Nicht nur in der Schule wird sich einiges ändern, sondern natürlich auch bei der Weiterbildung. Universitäten und Business Schools haben die Krise unterschiedlich gemeistert und sind dabei, die Änderungen, die eine sichere Arbeit miteinander gewährleisten soll, vorzunehmen. Digitalisierung spielt dabei eine grosse Rolle. So durfte ich zum Beispiel die Situation der DACH IESE Business School durch den Director Development, José Pons, genauer anschauen. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich dafür bedanken. Diese ist sicherlich ein gutes Beispiel für alle Arten von Weiterbildungseinrichtungen. Zu Beginn der Krise waren einige Bildungsbereiche bereits digitalisiert, so dass man darauf aufbauen konnte und eine gute und schnelle Lösung für die Zukunft finden konnte.
Aber auch hier kommt zum Vorschein, dass ein persönlicher Kontakt in den meisten Studiengängen unabdingbar ist. Das Resümee ist jedoch ganz klar: Corona hat den Startschuss zu einer Langzeit Entwicklung bei der Innovation im Unterricht gegeben. Und wir befinden uns erst am Anfang. Betrachten wir nun die Arbeitswelt. Viele Unternehmen mussten während der Krise auf Homeoffice umstellen. Auch hier waren die Unternehmen im Vorteil, die sich bereits schon in der Vergangenheit mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt haben. In den letzten beiden Monaten während des Lock downs, haben ein Grossteil der Unternehmensführungen gemerkt, dass Homeoffice sogar mehr Effizienz brachte, als die Anwesenheit der Mitarbeiter m Büro.
Die Konsequenz daraus wird sein, dass man gerne daran festhalten wird. Büroflächen können eingespart werden. Das ist ein wesentlicher Kostenfaktor. Die Firmenstrategien werden überdacht und den neuen Umständen angepasst. Zur Folge hat dies, dass in Zukunft Büroflächen nicht mehr so hochpreisig vermietet werden können oder sogar ein hoher Leerstand auf uns zukommt. Mit der allfälligen Reduzierung von Büroflächen, werden sicherlich auch die Geschäftsreisen genauer hinterfragt. Ist es wirklich nötig, jetzt nach Hongkong oder London zu fliegen, oder kann man das Thema auch in einer Videokonferenz behandeln? All diese Überlegungen haben wiederum grossen Einfluss auf die Fluggesellschaften. Wird es demnächst noch Billigflieger geben? Rentiert sich das noch?
Klar, jeder möchte nach den durchlebten Einschränkungen wieder so schnell wie möglich in seine altbewährte Komfortzone zurückkehren. Aber war es überhaupt eine Komfortzone? Wie werden wir in Zukunft miteinander umgehen? Werden wir uns noch per Handschlag begrüssen? Wie herzlich kann Social Life ohne direkten Kontakt sein? Zusammengefasst sehe ich die Auswirkungen als sehr komplex. Ob es eine Chance ist, sein Leben zu verändern, neue Wege zu gehen, oder ob man an alten Gewohnheiten festhalten möchte, das muss jeder für sich individuell entscheiden. Sicher ist jedoch, dass wir alle lernen müssen, mit der neuen Situation zu leben. Wir stehen am Anfang.