Napoleon und die Freimaurer

Verfasst von: Peter Michael Neuen
Napoleon Bonaparte - sein Leben wurde von unzähligen Forschern durchleuchtet, deshalb werde ich mich recht kurzfassen. Er wurde 1769 auf der Insel Korsika geboren, wurde erfolgreicher Militärbefehlshaber und krönte sich 1804 selbst zum Kaiser. Mit seinen Armeen eroberte er große Teile Europas, der Russlandfeldzug von 1812 endete jedoch mit einer Niederlage und er wurde nach Elba verbannt. Doch er entkam und übernahm wieder die Macht, bis er schließlich 1815 bei Waterloo besiegt wurde. Die Engländer brachten ihn auf die abgelegene Insel St. Helena, wo er 1821 mit 51 Jahren starb.

Seit Jahren beschäftige ich mich mit der Frage, ob er Freimaurer war. Dies ist ein Thema, das oft diskutiert wird. In meinen Ausführungen werden wir uns mit Indizien und Argumenten befassen, die uns Aufschluss geben könnten, ob Napoleon Freimaurer war, denn schriftliche Beweise gibt es nicht. In Frankreich entstand die Freimaurerei 1725 mit Gründung der Pariser Loge Saint-Thomas au Louis d’Argent, die von schottischen Exilanten gegründet wurde. Von da an fasste die Freimaurerei festen Fuß und verbreitete sich dort immens. Noch vor der Revolution gab es in Frankreich 629 Logen, davon allein 65 in Paris!

Die bedeutendsten waren die Loge „Les Neuf Soeurs“, der Voltaire, Lafayette und Benjamin Franklin angehörten und die Loge "Les Amis Réunis", der Rousseau und Mozart angehörten und in der Napoleon angeblich in den 1780er Jahren verkehrt haben soll. Sie alle vertraten die Grundsätze von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die meisten hochrangigen Revolutionäre, wie Robespierre, Freimaurer waren. Und nun zur „Gretchen-Frage“: War Napoleon ein Freimaurer? Es gibt kein Dokument, das seine Zugehörigkeit zu einer Loge bestätigen könnte, aber es gibt einige unbestreitbare Fakten, die seine starke Bindung zur Freimaurerei belegen. Auf seiner Heimatinsel Korsika wuchs Bonaparte inmitten von Freimaurern auf.

Sein Vater und seine drei Brüder waren Freimaurer, so dass innerhalb der Familie zweifellos viel über Freimaurerei gesprochen wurde. Sein jüngster Bruder Jerome wurde im Alter von 17 Jahren in die Loge Mir in Toulon in die Freimaurerei eingeführt. Er wurde von Napoleons Gnaden König von Westphalen und war dort auch Großmeisters der Großloge von Westphalen. Sein älterer Bruder Joseph wurde in die Loge La Parfaite Sincérité in Marseille aufgenommen. Er wurde 1804 Großmeister des Großorient von Frankreich und von Napoleon als König von Neapel und später als König von Spanien eingesetzt. Und schließlich Louis Bonaparte, der Vater des späteren Napoleon III., war von 1803 bis 1806 stellvertretender Großmeister.

Die Ehefrau Napoleons, Josephine, wurde in eine Frauenloge in Straßburg aufgenommen und war dort eine Zeitlang als Großmeisterin tätig. Sie unterhielt schon vor der Revolution über ihren hingerichteten Ehemann enge Kontakte zur Freimaurerei und sie hat Napoleon die ersten Kontakte zu einflussreichen Freimaurern hergestellt. Sicher ist auch, dass Napoleon die Freimaurerei als politisches Werkzeug nutzte, 22 seiner 30 Marschälle, 5 der 6 Mitglieder des kaiserlichen Militärrats und 6 der 9 Regierungsminister waren Freimaurer! In den 18 Jahren seiner Herrschaft stieg die Zahl der Freimaurerlogen von 300 auf 1.220, von denen ein großer Teil Militärlogen waren. Gegen eine Mitgliedschaft spricht jedoch sein ausgeprägter Charakter.

Er musste aus Prinzip "über" der Gleichheit stehen und war nur an der absoluten Macht interessiert. Nach der Rückkehr aus dem Exil auf Elba sah Napoleon auf einmal in der Freimaurerei eine potenzielle Bedrohung für seine Autorität und viele Logen lösten sich auf. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Napoleon in einer Familie von Freimaurern aufwuchs und dadurch geprägt wurde. Durch Josephine erhielt er Kontakte zu hochrangigen Freimaurern, die ihm viele Türen öffnete und er war Gast bei der einflussreichen Loge „Les Amis Reunis“, auch wenn es dafür keine schriftlichen Beweise gibt.

Napoleon war ein begnadeter Stratege, der oft opportunistisch handelte, unbestritten ist jedoch, dass er die internationalen Kontakte der internationalen Freimaurerischen Bruderschaft zur Erreichung seiner politischen Ziele auch diplomatisch nutzte. Sein Außenminister Talleyrand, dem er sehr viele diplomatischen Erfolge zu verdanken hatte, war Freimaurer. Ob Napoleon an den freimaurerischen Prinzipien tatsächliches Interesse hatte, oder sie nur aus taktischen Gründen diese Schiene nutzte, vermag heute niemand zu sagen, allerdings wäre er ohne Freimaurer nie das geworden, was er war, eine der größten und bekanntesten Persönlichkeiten der Weltgeschichte!

Suchbegriffe, Druckversion und Feedback

Artikel wurde veröffentlicht: vor PDF erzeugen Inhalt beanstanden
Artikelsignatur: Peter Michael Neuen | Autoren-Ressort: economy.reporters.de
Am Buhl'schen Park 37 | 67146 Deidesheim
Telefon: 015159146020 | E-Mail: p.neuen@t-online.de

Ähnliche Themen

Feeds RSS Feeds