Ägyptens kurze Episode des Monotheismus – Der Aton-Kult

Verfasst von: Peter Michael Neuen
Über die Themen Echnaton und der Aton-Kult wurden bereits viele Bücher, Berichte und Dokumentationen veröffentlicht. Aus den mir vorliegenden Materialien habe ich die für mich schlüssigsten und nachvollziehbaren Eckpunkte herausgezogen und in Kurzform zusammengefasst, um Ihnen einen Einblick in diese faszinierende Epoche zu geben. Die Geschichte Echnatons beginnt eigentlich mit seinem Vater Amenophis III. Um 1350 vor Christus ist Ägypten so mächtig wie noch nie zuvor, seit etwa einem halben Jahrhundert herrscht Frieden. Zu dieser Zeit leben in Ägypten etwa vier Millionen Menschen.

Der Pharao lässt sich in gewaltigen Bauwerken als "Gott auf Erden" feiern, als Abbild des Sonnengottes. Dies ist eine geschickte Kampfansage an die Priesterkaste, denn sie ist dem Pharao schon lange ein Dorn im Auge. Immer mehr Reichtümer häufen sich in den Tempeln an und die Priesterschaft versucht ihren Einfluss auf die Politik und den Pharao immer mehr auszuweiten. Amenophis III identifiziert sich nun mit der Gottheit der "Sonnenscheibe Aton", denn für ihn bedeutet Aton die Quelle der gesamten Schöpfung und vor allen Dingen ist die Sonne für jedermann sichtbar. Über seine Kindheit ist nur bekannt, dass er mit etwa 20 Jahren den Thron bestieg.

Und dann ändert sich schlagartig alles, denn im 4. Jahr seiner Herrschaft befiehlt Echnaton, die Amun-Tempel zu stürmen und sämtliche Schätze werden einkassiert. So ganz nebenbei lässt er auch die Götterbilder zerstören, denn die Erinnerung an Amun soll getilgt werden. So eine Situation gab es noch nie zuvor, ein ganzes Volk soll seine über fast ein Jahrtausend verehrten Göttern verleugnen und ihnen abschwören, was für ein ungeheuerliches Sakrileg! Von nun an soll Gott Aton allein über Ägypten herrschen, er wird als freundliche und gütige Gottheit und Erschaffer der Welt dargestellt, er ist es, der Licht spendet und alles auf der Erde erwärmt.

Die negativen Eigenschaften der Sonne, deren Hitze auch verdörren, austrocknen verbrennen und damit töten kann, fallen natürlich unter den Tisch. Echnaton und seine Mitregentin und Ehefrau Nofretete sind von nun an die einzigen und direkten Mittler zum neuen Gott Aton. Im nächsten Schritt drängt es Echnaton weg von der Hauptstadt Theben und er wählt einen Ort aus, der etwa 400 km nördlich von Theben liegt. Hier gründet er seine neue Hauptstadt Achet-Aton, was so viel bedeutet wie "der Horizont des Aton", die in Rekordzeit errichtet wird. Sämtliche Tempel wurden mit offenen Dächern gebaut, denn Aton war kein Gott, der sich in der Dunkelheit eines Tempels versteckt und dort verehren ließ.

Er ist der Gott des Lichts, das überall ist. Der Pharao und seine Frau Nofretete sind nun die Repräsentanten von Aton auf Erden und benötigten demnach auch keine Priesterkaste. Eigentlich recht praktisch, denn das Volk selbst darf nicht direkt zum Gott beten, sondern muss den Pharao und seine Frau als Fürbitter nehmen. Der Aton-Kult ist einfach und somit für jeden verständlich: an die Stelle von vielen Götter ist jetzt der Gott Aton getreten und er hat auch nur einen Namen, also Einheit statt Vielzahl. Allerdings sehnt sich der Großteil seines Volkes nach der früheren Ordnung mit den vielen Göttern, die ihr Leben Jahrhunderte bestimmte.

Sogar in seiner eigenen Stadt wird Echnatons neue Religion kaum angenommen, ein triftiger Grund hierfür ist sicherlich auch der fehlende Totenkult. Leider scheitert Echnaton und stirbt in jungen Jahren, angeblich wurde er von der Priesterkaste vergiftet. Wenig wird von seinem Lebenswerk übrigbleiben, die alten Traditionen und Priester haben sich am Ende als Sieger erwiesen. Echnatons Sohn Tutenchamun stellt die alte Ordnung wieder her und nie wieder wird ein Pharao die Macht der Priester beschneiden. Echnaton war mit der Verehrung eines einzigen Gottes seiner Zeit weit voraus. Auch wenn seine Idee zu seiner Lebenszeit scheiterte, so ist seine Saat doch Jahrhunderte später in den monotheistischen Religionen aufgegangen!

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Artikelsignatur: Peter Michael Neuen | Autoren-Ressort: economy.reporters.de
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