Die Skelette in Görings Haus - Wie es wirklich war
Seit mehreren Jahren forscht die Fundacja Latebra, eine kulturhistorische Stiftung und Forschungsvereinigung interdisziplinärer Historiker aus Gdansk, auf dem Gelände des ehemaligen Führerhauptquartiers „Wolfsschanze“ bei Gierłoż /Polen. Nicht nur Hitler, auch andere Nazi-Größen wie Hermann Göring, Martin Bormann, Wilhelm Keitel und Alfred Jodl hatten ihre Quartiere im inneren Sperrkreis der Anlage. Von hier aus, geschützt durch riesige Bunkeranlagen, bestimmten sie fast 800 Tage lang das Schicksal des Dritten Reiches, hier wurden die Feldzüge des Zweiten Weltkrieges und die Verbrechen an der Bevölkerung der eroberten Gebiete geplant und organisiert. Hier fand auch eines der Attentate auf Hitler statt – verübt durch Claus von Stauffenberg im Juli 1944.
Ein Ort, der die Geschichte der Welt und das Schicksal von Millionen Menschen geprägt hat. Aufgrund der sich stetig verschlechternden Kriegslage wurde Ende 1944 beschlossen, den Komplex zu zerstören, um ihn nicht in die Hände der unaufhaltsam vorrückenden Roten Armee fallen zu lassen die zu diesem Zeitpunkt schon vor den Grenzen Ostpreußens stand. Am 25. Januar 1945 führten deutsche Pioniere den Befehl aus, wenige Stunden, bevor die Russen das Gelände des Führerhauptquartiers erreichten. Von der riesigen Festungsanlage blieben nur riesige Ruinen übrig, die bis heute viele Spekulationen und Kontroversen hervorrufen. Fundacja Latebra ist eine der wenigen Organisationen, welche die Hinterlassenschaften nach archäologischen Gesichtspunkten untersuchen darf. Gemäß den vom Gebietsverwalter der Oberförsterei Srokowo und dem Denkmalpflegeamt (Konserwator zabytków) erteilten Genehmigungen wird versucht, mit wissenschaftlichen Methoden Spekulationen und historisch falsche Darstellungen zu korrigieren.
Innerhalb der Ruinen des Komplexes werden in der touristenfreien Zeit abschnittsweise methodische Feldforschungen und Erkundungen durchgeführt. Seit 2020 arbeitet RELIKTE der Geschichte, die größte deutsche Zeitschrift für Schatzsucher, Heimatforscher und Geschichtsinteressierte eng mit der Fundacja Latebra zusammen und berichtet regelmäßig über die neuesten Forschungsergebnisse und Entdeckungen. Im Laufe der systematischen Erkundungen konnten bereits zahlreiche Ausrüstungsgegenstände und persönliche Besitztümer der Bewohner dieses stigmatisierten Ortes wiederentdeckt und museal bearbeitet werden. Die Ausstellungen innerhalb der Anlage werden dadurch immer reichhaltiger und zeigen den Besuchern an authentischen Funden, wie das Leben der Menschen aussah, die dem Diktator am nächsten standen. Am 24. Februar dieses Jahres kam es bei der Suche nach zu einer außergewöhnlichen Wendung.
Bei der Untersuchung des Gebäudes mit der Katalognummer 15, dem ehemaligen Quartier von Reichsmarschall Hermann Göring, bemerkte Jens Hfalek, ein befreundeter Heimatforscher, welcher zusammen mit dem Team von RELIKTE der Geschichte, vertreten durch Oktavian Bartoszewski und Sabine Masbruch, an den Untersuchungen teilnahm, die Reste eines hölzernen Fußbodenaufbaus an den Innenwänden des Gebäudes. In Absprache mit der Fundacja Latebra wurde beschlossen, den Ort näher zu untersuchen. Das Gebäude, welches 1945 bis auf die Grundmauern abbrannte, galt eigentlich als hinreichend erforscht. Es wurden erwartungsgemäß Fragmente verbrannter Bretter und unterirdische Abwasserkanäle gefunden. Doch dann entdeckte Adrian Kostrzewa, ein Mitglied von Fundacja Latebra ein etwa 10 cm unter der Erde liegendes Fragment eines menschlichen Schädels. Den Gesetz folgend wurden die Aktivitäten sofort eingestellt und die Polizei benachrichtigt.
Nachdem sich der Verwalter der Anlage und die Kriminaltechniker einen Überblick verschafft hatten und nichts auf ein erst kürzlich verübtes Verbrechen hindeutete, wurde beschlossen, das Skelett weiter freizulegen. Zur großen Überraschung tauchte beim Räumen der Fundstelle jedoch ein zweiter Schädel auf. Die Polizei beschloss, Sondageschnitte anzulegen, um den Standort weiter zu überprüfen. Bei der Bodenentfernung wurden schließlich die Überreste von insgesamt fünf Menschen gefunden. Sie waren in einer Richtung nahe beieinander angeordnet. Ersten Erkenntnissen der Gerichtsmedizin zufolge handelte es sich um drei Erwachsene, einen Teenager und ein Neugeborenes. Nach der Reinigung der Skelette wurde eine Fotodokumentation durchgeführt und beschlossen, die Überreste zur weiteren forensischen Untersuchung zu extrahieren. Die sterblichen Überreste wurden geborgen und ins Labor der Staatsanwaltschaft überführt.
Bemerkenswert ist, dass sich die Leichen im Gebäude des am stärksten bewachten Komplexes des Dritten Reiches befanden. Um die Skelette herum hatte man keinerlei Spuren von Kleidung, oder persönlichen Gegenständen gefunden. Makaber ist auch , dass die Skelette unvollständig sind, bei allen fünf Toten fehlten die Knochen der Hände und Füße. Zu dieser Entdeckung gibt es mehrere Hypothesen. Wir hoffen, dass die Gemeinschaft von Historikern und Wissenschaftlern dabei hilft, diese außergewöhnliche Geschichte aufzuklären und den namenlosen Toten ihre Identität zurück zu geben. Nach den neuesten Informationen der Staatsanwaltschaft wurden an den Skeletten keine Spuren gefunden die auf die Todesursache schließen lassen. An den Skeletten werden jetzt Untersuchungen durchgeführt ie das Alter bestimmen sollen. Ich Werde Sie auf dem Laufenden halten.