Leben seit 20 Jahren auf Mallorca: Patrick und Sandra Lohfink
Stuttgart (kry) - Wer kennt sie nicht, die ganzen Fernsehformate mit lauter gescheiterten Auswanderungsversuchen. Nur wenige schafften es am neuen Lebensmittelpunkt wirklich. Gründe für die Pleiten gibt es viele: Sei es mangelnde Vorbereitung, zu wenig Kenntnisse der landestypischen Gewohnheiten oder einfach nur Überheblichkeit oder Leichtgläubigkeit. Im Gespräch mit Sandra und Patrick Lohfink - sie leben seit 20 Jahren auf Mallorca - wurden nun weitere Stolperfallen bekannt. Dass es aber auch funktionieren kann und die Reise ins Ungewisse nicht im Desaster endet, beweisen die beiden mit mittlerweile zwei Gourmetläden auf der Insel.
Sandra Lohfink arbeitete 13 Jahre beim "Mallorca-Magazin", ehe sie den Schritt in die Selbständigkeit auf der Iberischen Insel wagte. "Vor 4 Jahren eröffneten wir den ersten Laden in Palma de Mallorca. Keine 1A-Lauflage zwar, sondern eher ein Geheimtipp." Der Geheimtipp hat sich aber bei Touristen, Einwohnern und vor allem bei Produzenten rasch herumgesprochen. "Die Mallorquiner haben den Laden gesehen und waren so begeistert, dass sie ihre eigenen Produkte in den ersten Laden an der Can Veri 10 zum Verkaufen brachten." Und dabei blieb es dann auch, weitere persönliche Kontakte mit den Einwohnern der Insel gibt es kaum, wie Sandra Lohfink bedauert: "Da sind die Menschen auf Mallorca eigen. Man darf Steuern zahlen und Arbeitskräfte einstellen, aber näheren Kontakt lehnen sie ab. Sie bleiben lieber unter sich."
Und das ist wahrscheinlich der Knackpunkt. Denn: Die Mallorquiner gehen auch nicht in den Laden einkaufen und bleiben unter sich. In diese Falle tappen viele Auswanderer, die ein Geschäft eröffnen und erwarten, dass die Massen zum Einkaufen kommen. Sandra Lohfink empfiehlt: "Wer einen Laden oder ein Restaurant auf Mallorca aufmachen will, soll als Zielpublikum die Touristen oder Zugezogene haben und sich nicht auf Einheimische verlassen." Die Erfahrung musste die Ladenbesitzerin auch machen. Sie hat sich entschlossen, keine Massenware zu produzieren, "sondern klein und fein bleiben." Dabei hat sie sich mit ihrem Mann auf die Spezialitäten der Insel festgelegt. So gibt es Hierbas (Kräuterlikör) genauso, wie Mandelspezialitäten.
Die Auswahl schlug ein, wie eine Bombe. Der erste Laden in La Palma lief so erfolgreich, dass sich Sandra Lohfink traute, auch in Cala Ratjada einen Laden zu eröffnen. Sie hat in den 4 Jahren als Ladenbesitzerin viel gelernt: "Gin ist auf Mallorca ein Hauptgetränk, danach kommt der Wermut." Sie verrät, dass die Inselbewohner gerne Spanischen Wein vom Festland zu den Mahlzeiten trinken. "In keinem Restaurant fehlt allerdings der Hierbas, ein Kräuterlikör, der nach dem Essen gerne getrunken wird." Mandeln sind ein weiteres Standbein im Laden. Da gibt es Cacao-, Zitronen- und Goldstaubmandeln. "Eine Französin pflückt die Mandeln bei den Nachbarn und kreiert daraus herrliche Leckereien." Hier arbeitet Sandra Lohfink auch mit einer Behindertenwerkstatt zusammen. Weitere Infos gibt es im Internet unter: www.can-gourmet.com
Nicht minder erfolgreich sind Ines Breuer und Silvia Lemaitre aus Köln. Gemeinsam gründeten sie im Jahr 2008 ihr Unternehmen Weckzeit® und sind mittlerweile die größten Anbieter Deutschlands für außergewöhnliche Chutneys. Ihr Ziel ist es, das Kochen einfach, gesund und aufregend zu gestalten. Sie wollen mit über 20 verschiedenen Chutneys in der deutschen und internationalen Küche für gelungene Kompositionen der Gerichte sorgen. Dabei kombinieren die beiden Unternehmerinnen Gurke mit Chilli, Tomate und Pflaume oder Sauerkirsche mit Schokolade. Chutneys stammen ursprünglich aus Indien und bestehen aus fein komponierten Zutaten wie frischen Früchten und Gemüse, abgeschmeckt mit einer Vielzahl von Gewürzen und Kräutern. Sie eignen sich auch als Dip aufs Brot und passen zu Fleisch, Fisch und Käse. Nebst den Chutneys bietet Weckzeit® auch Frische Pesti, Brotaufstriche und Saucen an. Infos unter: www.weckzeit-koeln.de
Noch in den Startlöchern steht Patrick Povel aus Berlin. An der Kulinart stellten er und seine Kolumbianische Partnerin erstmals einen langsam gerösteten Kaffee vor. "Die Bohnen kommen vorwiegend aus Kolumbien, aber auch von den üblichen Anbauorten und werden in Italien 30 Minuten langsam geröstet." Mit dieser Methode verspricht sich Patrick Povel, dass unerwünschte Säuren und Bitterstoffe schonend abgebaut werden. Die Bohnen werden bei ausgewählten Bauern eingekauft und dann in Italien bei Napoli geröstet. Aktuell ist Patrick Povel in Deutschland auf der Suche nach Handelspartnern, damit der Vertrieb des Kaffees "Made in Italy" angekurbelt werden kann. Das Thema Nachhaltigkeit spielt beim Kaffee-Experten eine große Rolle. "Wir haben uns entschlossen, 50 Prozent des Unternehmensgewinnes mit den Kaffebauern zu teilen." Ebenso will das Unternehmen in Umwelt- und Bildungsprojekte investieren. Infos dazu unter: www.guggenheimer.coffee